Ausbildung als Staplerfahrer (m/w/d)
Der Gabelstapler gehört zur Klasse der Flurförderzeuge und ist ein unverzichtbares Transportmittel im Lagerlogistikbereich. Ein Elektro- oder Verbrennungsmotor (Gas oder Diesel) treibt den Gabelstapler an. Er wird hauptsächlich eingesetzt, um Paletten und sperrige Gegenstände zu transportieren oder Be- und Entladevorgänge durchzuführen. Auch große Lasten sind aufgrund des Gegengewichts im Heck kein Problem.
In der Boombranche Logistik warten viele Herausforderungen auf engagierte Mitarbeiter, und wer durch eine Ausbildung zum Staplerfahrer seine Kompetenzen erweitert, hat gute Chancen auf eine neue berufliche Laufbahn.
Natürlich stellen Flurförderzeuge besondere Anforderungen an die Fahrer, so dass diese nur von ausgebildeten Mitarbeitern bedient werden dürfen. Der sogenannte Flurfördermittelschein - umgangssprachlich auch als "Staplerschein" bezeichnet - ist eine bundesweit einheitliche Prüfung, die von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) vorgeschrieben ist. Der Staplerschein nach DGUV Gabelstapler Grundsatz 308-001 und Grundsatz 308-009 soll gewährleisten, dass jeder Fahrer die Funktionen seines Fahrzeugs genauestens kennt und mögliche Gefährdungslagen gut einschätzen kann. Da sich in den meisten Betrieben aufgrund räumlicher Gegebenheiten Flurförderzeuge und Fußgänger die Verkehrsflächen teilen müssen, besteht ein erhöhtes Gefahrenpotential.
In immer mehr Unternehmen sind Staplerfahrer durch die zunehmende Vernetzung zudem intensiv in IT-Prozesse eingebunden. Oftmals müssen auch Daten in Funkterminals eingegeben und Belege an mobilen Druckern erzeugt werden. Durch diese zusätzlichen Tätigkeiten ist der Beruf des Staplerfahrers inzwischen ein Beruf mit hoher Verantwortung, bietet daher allerdings auch bessere Einkommensmöglichkeiten.
Staplerfahrer ist kein Lehrberuf, sondern eine Zusatzqualifikation. Um den Staplerschein erwerben zu können, muss ein Mindestalter von 18 Jahren erreicht sein. Zudem wird in einer arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchung die Sehstärke ermittelt, das Hörvermögen genauestens geprüft und unter anderem die Reaktionsfähigkeit und die Beweglichkeit der Gliedmaße getestet. Ferner muss ein Kandidat natürlich auch ein Grundverständnis für technische und physikalische Zusammenhänge mitbringen. Unabdingbar sind zudem vorausschauendes Denken und Handeln sowie ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein.
Der Staplerschein kann beim TÜV und der DEKRA erworben werden. Allerdings bieten freiberufliche Ausbilder und natürlich auch Hersteller und Anbieter von Gabelstaplern ebenso regelmäßige Kurse an. Für eine umfassende Ausbildung werden meistens zwischen drei und fünf Tagen veranschlagt, wobei die Kosten pro Tag zwischen 80 und 150 Euro liegen. Da die Preisunterschiede aus diesem Grund zum Teil mehrere Hundert Euro betragen können, sind Preisvergleiche sinnvoll, die allerdings nicht auf Kosten der Qualität der Ausbildung gehen dürfen. Die Berufsgenossenschaft rät von Schnellkursen, die nur einen oder zwei Tage dauern, daher dringend ab, da in dieser kurzen Zeit die Lerninhalte nicht ausreichend vermittelt werden können.
Die Kosten für den Führerschein werden meist vom Arbeitgeber in voller Höhe übernommen. In Einzelfällen übernimmt die Agentur für Arbeit die Kursgebühren für Arbeitssuchende. Diese Leistung ist jedoch eine Ermessensentscheidung des jeweiligen Sachbearbeiters. Natürlich kann ein Gabelstapler-Führerschein durchaus die Chancen auf dem Arbeitsmarkt wesentlich verbessern, daher ist ein positiver Bescheid durch den Sachbearbeiter eher die Regel als die Ausnahme.
Um den Gabelstapler-Führerschein zu erwerben, gliedert sich die Ausbildung in einen theoretischen und einen praktischen Teil.
Der theoretische Teil beinhaltet zehn Themenschwerpunkte. Dazu gehören unter anderem ein ausführlicher Überblick über die rechtlichen Grundlagen - also Gesetze, Verordnungen und Unfallverhütungsvorschriften, die in Bezug auf Flurförderzeuge relevant sind. Dann folgt die theoretische Einweisung in Aufbau und Funktion des Fahrzeugs hinsichtlich Lenkung, Fahrverhalten und Antrieb. Es werden hier ausführlich die Unterschiede zum Fahrverhalten eines Kraftfahrzeugs vermittelt, die nicht unerheblich sind und von vielen Teilnehmern unterschätzt werden. Der allgemeine Betrieb des Fahrzeugs sowie der Umgang mit Last stellt einen weiteren großen Lernblock dar. Hier wird zum Beispiel behandelt, wie man Lasten richtig aufnimmt und transportiert und dadurch die Gefährdung Dritter vermeidet. Statistiken über Unfälle mit Flurförderzeugen belegen eindrucksvoll die Gefahren, die bei unsachgemäßer Handhabung zu erwarten sind. Innerbetriebliche Verkehrsregelungen wie das Befahren von Laderampen sowie Sondereinsätze im Tiefkühlbereich oder das Fahren im öffentlichen Raum runden die theoretischen Kenntnisse ab.
Der praktische Teil sieht sieben Themenschwerpunkte vor. Bei einer ausführlichen Einweisung in das Flurförderzeug wird vermittelt, wie das Zusammenspiel von Antrieb, Lenkung, Mechanik und Hydraulik funktioniert. Die korrekte Einstellung des Fahrersitzes und das Anlegen des Rückhaltesystems, das bei neuen Geräten verpflichtend ist, sind ebenso Bestandteil der Einweisung. Da Gabelstapler permanent im Einsatz sind, sind sie hohen Belastungen ausgesetzt. Der Fahrer sollte daher vor der Fahrt unbedingt eine Einsatzprüfung durchführen. Anhand realitätsnaher Übungen werden dann typische Fahr- und Stapelsituationen eingeübt. Begonnen wird mit leichten Fahrübungen ohne Last über schwierige Fahrten um Hindernisse herum bis zum Beladen an der Rampe auf engstem Raum. Ein weiterer Bestandteil des praktischen Teils sind Rückwärtsfahrten sowie das korrekte Stapeln von Gitterboxen. Den Abschluss bildet das Verlassen, beziehungsweise das vorschriftsgemäße Sichern des Fahrzeugs und der Last.
Zum Abschluss der Ausbildung, die durchschnittlich zehn theoretische und zehn praktische Lerneinheiten umfasst, muss eine Prüfung absolviert werden.
Die theoretische Prüfung dauert in etwa 45 Minuten und wird schriftlich unter Aufsicht abgelegt. Sie beinhaltet ca. 50-55 Fragen mit Multiple-Choice-Antwortmöglichkeiten, bei denen jeweils eine oder mehrere Antworten korrekt sind. In Ausnahmefällen kann die theoretische Prüfung auch in mündlicher Form abgelegt werden, falls Teilnehmer Schwierigkeiten mit dem Lesen der deutschen Sprache haben.
Die praktische Prüfung wird aus allen Teilen der praktischen Ausbildung zusammengesetzt und dauert pro Fahrer ca. 15-20 Minuten. Wird die zulässige Anzahl an Fehlerpunkten überschritten, kann die Prüfung zeitnah wiederholt werden.
Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat sowie einen Ausbildungsnachweis in Form des persönlichen Staplerscheins. Dieser ist nur in Deutschland gültig und nicht übertragbar.